Glasfenster mit Petrus Bildern

Die Pfarrkirche Löchgau wird erstmalig in einer Schenkungsurkunde an das Kloster Maulbronn genannt, die früher dem Jahr 1147 (Gründung Kloster Maulbronn) zugeordnet wurde.  Die Kirche ist jedoch wesentlich älter und in Teilen das älteste Gebäude des Ortes. Der Name des Kirchenheiligen Sankt Petrus verweist auf Rom und deutet auf eine mögliche Errichtung in der Karolingerzeit (750 - 900) hin,  in der Petrus oft als Schutzheiliger genannt wird. Die Kirche, in überhöhter Lage im Nordosten des alten Dorfteils gelegen, war Jahrhunderte lang vom Kirchhof, dem Friedhofsbereich, umgeben und dieser wiederum durch hohe Mauern eingefasst. Die Peterskirche besaß also wehrhaften Charakter. Der älteste Teil der heutigen Kirche besteht  aus den beiden unteren  Geschossen des Chorturms, der mit seinem annähernd quadratischen Grundriss und dem  mächtigen Mauerwerk noch aus der romanischen Stilperiode stammt. Daran schloss sich nach Westen ein kleines Kirchenschiff an.

Um 1500, in der Spätgotik, erfolgte ein bedeutender Umbau. Der Turm wurde um ein Glockengeschoss mit Maßwerkfenstern erhöht, der Rundbogen an der Westseite des Chors durch einen höheren gotischen Spitzbogen ersetzt, die Ostwand des Chorraumes herausgebrochen und dieser durch einen dreiseitigen Ostabschluss erweitert. Das romanische einfache Gewölbe musste einem höher gesetzten Maschennetzgewölbe mit vier verzierten Schluss-Steinen weichen. Das Kirchenschiff wurde nach Norden und Westen vergrößert.  1756, in der Zeit des Barock, wurde das Kirchenschiff nach Süden erweitert, eine Empore  eingebaut und mit einer verzierten Stuckdecke ausgestattet, in deren Mittelpunkt das Lamm Gottes mit der Siegesfahne und dem Buch mit sieben Siegeln dargestellt ist. Aus dieser Zeit stammen auch das Altarkruzifix, der Taufstein und die  Kanzel.  Eine kunstvoll gestaltete Grabplatte an der Südostwand erinnert an Pfarrer Johann Christoph Keller (1693-1766), der den barocken Umbau organisierte. Außen, an der Nordwand des Chores, befindet sich ein weiteres Epitaph mit Angaben über den 1727 verstorbenen Obristleutnant  Melchior Mösel und seine Frau.

1776 wurde der Kirchturm erhöht um das Achteck und eine zweigeschossige Laterne. Die neugotische Renovierung von 1876 betraf vor allem den Innenraum. Die Orgel wurde vom Chor auf die Westempore versetzt. Die große Umbauphase unter Pfarrer Eugen Küenzlen 1957-1959  gab dem Innenraum sein heutiges Gesicht. Die Orgel von der Firma Rensch erhielt ihren Platz auf der Seitenempore, die Kanzel wurde nach dem Wegfall der Nordempore  auf die gegenüberliegende Seite der Chorwand versetzt, der Taufstein zur Seite gesetzt, ein neuer steinerner Altar aufgestellt und das Gestühl erneuert. Das mittlere Chorfenster wurde von Glasmaler Adolf Saile mit Szenen aus der  Petrusgeschichte ausgeschmückt. Davor  kam ein hölzerner Altar mit einer Kreuzigungsgruppe: ein Kruzifix aus dem frühen 14. Jahrhundert, das man auf der Bühne der Besigheimer Kirche entdeckt hatte, sowie  Maria und Johannes. Diese Figuren standen zuvor einzeln an den Chorfenstern und stammen aus der Mösel’schen Kapelle.  Über dem Haupteingang wurde ein Sgraffito eines Pelikans gestaltet, der seine Jungen mit eigenem Blut füttert, was als Symbol für den Opfertod von Christus verstanden wird.

1965 entstand an der Nordseite des Turmes eine neue Sakristei. 1987 wurde vor der westlichen Giebelwand als Dauerleihgabe eine Kreuzigungsgruppe des Löchgauer Bildhauers Professor Karl Henning Seemann aufgestellt; ein Blickfang für alle, die dem Haupteingang der Kirche zustreben. Ein Jahr später erfolgte die Ergänzung des bisherigen Geläuts um zwei auf insgesamt fünf Glocken, die in einem hölzernen Glockenstuhl untergebracht wurden.

1989 wurden umfangreiche Renovierungsarbeiten im Kircheninnern vorgenommen.  2004 folgte eine gründliche Außenrenovierung bis zur Turmspitze, der sich die Neugestaltung des südlichen Kirchplatzes anschloss. Im Juli 2007 wurde die Erneuerung der Orgel durch  Firma Lenter abgeschlossen, so dass das Gotteslob mit neuen, reinen Tönen erklingt. Weithin sichtbar ragt die Peterskirche mit ihrer langen Geschichte als ein Wahrzeichen Löchgaus heraus. Sie grüßt aus der Mitte des Ortes und lädt ein, bei den Gottesdiensten Ruhe, Besinnung und Orientierung zu empfangen. 


Pfarrer Michael Güthle